Familiengedöns

Das Thema „Familie“ liegt jahreszeitlich bedingt im Trend. Aus der Fernsehwerbung rieselt fröhlich der Puderzucker auf uns herab, aber auch im „real life“ stimmen wir uns ein. Am dritten Advent findet traditionell ein Frühstück für die ganze Sippe statt, das zumeist im Großraum Münsterland angesiedelt ist, alldieweil der überwiegende Teil die Scholle nicht verlassen hat. Zwar sind wir auch schon in Düsseldorf auf einem Restaurantboot gewesen, aber das führt jetzt auf Abwege. Mein Begleiter und ich hatten also am Vormittag die volle Familiendosis abbekommen, mit allem, was das Herz begehrt – Zuspruch, Herzlichkeit, Klatsch, Tratsch und guten Wünschen. Da brauchte es am Abend einen Ausgleich in Form einer Familie, die sich nicht frohe Weihnachten wünscht, sondern froh bei Nacht lyncht. KINO-UPDATE. Im Trailer und in der Kinozeitung wird Werbung damit gemacht, Das krumme Haus sei einer der Lieblingsromane Agatha Christies gewesen. Außerdem taucht Glenn Close auf, die eine tolle Schauspielerin ist. Aufgrund der bereits erwähnten jahreszeitlichen Umstände fällt mir zu ihr gerade aber nur der Film „101 Dalmatiner“ und ihre Rolle als Cruella de Vil ein. Wo war ich? Ach ja, die Story. Das große alte Familienoberhaupt kommt zu Tode und hinterlässt keine schmerzliche Lücke, dafür aber viel Geld. Eine entzückende junge Dame, seine Enkelin, beauftragt einen sympathischen jungen Detektiv mit der Aufklärung der Hintergründe. Dass die beiden eine Affäre hatten, ist noch nicht so lange her. Der Landsitz der Familie ist riesig und scheußlich, die Mitglieder zumindest merkwürdig und alle irgendwie verdächtig. Einzig der Hausnanny traut man nichts Böses zu, mit dem Ergebnis, dass auch sie das Zeitliche segnet. Wer ist der Nächste? Was sich nach einem soliden Krimi anhört, hat doch 1 Schlafauge, nicht nur dem Glühwein vorab geschuldet. Die ruhige Kameraführung ist etwas zu ruhig, die Charaktere konnten mich nicht vollständig fesseln, obwohl jede Rolle gut besetzt war. Es lag nicht am Schauspiel, eher an der lahmen Regie. Das Ende des Films erklärt, warum der Roman bisher noch nicht verfilmt worden war. Meiner Meinung nach… hätte man es auch dabei belassen können.

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