Generationenvertrag

Wenn hinter eines Baumes Rinde nicht der Borkenkäfer krabbelt, sondern die Made mit dem Kinde lebt, muss ich einfach grinsen. Meine Schüler dagegen, die anlässlich eines Wettbewerbs im Stile von Heinz Erhardt dichten sollten, schauten mich nach einer kleinen Lesung meinerseits zur Einstimmung nur mitleidig an. „Alte Leute halt“, war wohl der Gedanke, der ihnen durch den Kopf ging. Noch schlimmer gescheitert sind Kollegen, die zum Schuljahresende Herrn Müller-Lüdenscheid und seine Gummi-Ente oder das Jodeldiplom mitgebracht haben. Auch Loriot erzeugt bei der überwiegenden Mehrheit der Schüler ein gelangweiltes Gähnen. Zum Ausgleich dafür kann ich mit den aktuellen Comedians und erst recht Youtubern nichts anfangen. Es war daher zu erwarten, dass in diesen Film ein vorwiegend mittelaltes Publikum gehen würde.

KINO-UPDATE. Schön politisch unkorrekt alberten sich im Vorabendprogramm Dick & Doof durch meine Fernsehsozialisation. Die komische Wirkung erzielten die beiden unter anderem durch den doppelten Kontrast zwischen dem kleinen, dünnen und dem großen, dicken Mann. Der zeichnete sich wiederum durch besonders zierliche Handbewegungen und einen leichtfüßigen Gang aus, während der Dünne besonders unbeholfen und brachial durch die Gegend stolperte. Eine weitere wichtige Rolle spielte die Schadenfreude, der man sich unbesorgt hingeben durfte, da dieses Paar bei all seinen absurden Auseinandersetzungen trotzdem immer zusammen bleiben würde. In Stan & Ollie begegnet man dem Gespann auf einer Tour durch Großbritannien. Die goldenen Zeiten sind längst vorbei und die Säle zunächst noch halb leer. Beide haben Probleme mit dem Alkohol überwunden und versuchen durch die Tour, einen Produzenten von einem neuen Kinofilm zu überzeugen. Steve Coogan spielt einen hart an der Karriere arbeitenden Stan Laurel, der ständig an neuen Gags schreibt. John C. Reilly verkörpert Oliver Hardy, den deutlich beliebteren, zumindest bei Berufskollegen. Man lernt auch ihre beiden Frauen kennen, die sich zunächst nicht ausstehen können und in einer Art Stellvertreterkrieg die Konflikte ihrer Männer austragen. Schließlich wird die Tour dank massiver Werbung doch noch ein Erfolg, dafür stellen sich andere Probleme ein…

Fazit : Ein gefühlvoller, aber auch komischer Film über mehr als eine Männerfreundschaft, das Älterwerden und die Tatsache, dass der Buckingham Palast nur eine Hundehütte ist.

7 Kommentare

  1. Letztens habe ich mit meinen Kindern einen alten Dick und Doof Film gesehen. Die Slapstickeinlagen sind immer noch super. Dramaturgie und Geschwindigkeit konnte mit modernen Filmen nicht mehr mithalten. Entsprechend durchwachsen fiel die Kritik der Jugend aus. Das einzige was generationenübergreifend humoristisch funktioniert ist Otto und Asterix.

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      1. Ich musste im Film zwischendurch laut lachen, einige typische Situationen hat der Regisseur total gut in die Handlung eingebaut – und gleichzeitig damit verdeutlicht, dass Stan Laurel gedanklich unentwegt dabei war, Gags zu schreiben.

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  2. Gestern habe ich noch Loriots Ödipussy gesehen und Tränen gelacht. Über Otto kann ich wie Dieter gar nicht mehr lachen, und das, obwohl seine Gagschreiber Titanic-Urgestein Robert Gernhardt, Bernd Eilert und Pit Knorr waren. Slapstick geht auch noch immer, besonders W.C. Fields. Auch finde ich nach wie vor befreiend, dass Konflikte zu Dick-und-Doof-Stummfilm-Zeiten mit einem, pardon, Arschtritt gelöst wurden.

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