Ach, ein Traum. Es müssen ja nicht gleich viele Millionen und ein Schloss a la Rowling sein. Aber als Gast bei Lesungen habe ich dazu schon traurige Geschichten gehört. Autorinnen, die gerne Krimis schreiben, die aber von ihrer Agentin eine Weihnachtsgeschichte aufgedrückt bekommen. Krimischreiber, denen der Lektor eine verbindliche Liste mit den aktuell zu verwendenden Todesarten vorlegt. Kinderbuchautorinnen, denen der Verlag sogar die Anzahl der Wörter pro Seite vorschreibt. Alles Leute, die es eigentlich schon „geschafft“ haben.
Auf der anderen Seite gibt es die böse Abkürzung DKZV (Druckkostenzuschuss-Verlag), eine Sache, von der ich mir geschworen habe, die Finger zu lassen, genau wie von harten Drogen.
Den Lebenstraum als freier Schriftsteller zu leben hatte auch Gotthold Ephraim Lessing. Aber daraus wurde nichts, auch nicht aus seinem Plan eines Nationaltheaters. Statt dessen zog er, der das kulturelle Leben in der Großstadt so schätzte, in ein kleines Städtchen und wurde Bibliothekar. Aber nicht in irgendeiner Bibliothek, sondern im achten Weltwunder!
So besuchen wir also vor unserem rituellen Besuch in Goslar die Herzog-August-Bibliothek in Wolfenbüttel. Der gute Mann, der Zeit seines Lebens ein Anhänger der Wissenschaften war und mehrere Sprachen beherrschte, hat zigtausende von Schriften gesammelt und binden lassen. Zur Zeit werden Bücher mit den Arbeiten eines damaligen Popstars ausgestellt, der bewiesen hatte, dass Kultur auch nördlich der Alpen möglich war. Die Rede ist von Albrecht Dürer.
Anschließend besuchen wir das Haus des gar nicht glücklichen Bibliothekars, in dem er das Stück schrieb, in dessen Bearbeitung ich gerade mittendrin stecke. Spielsüchtig sei er wohl auch gewesen, erklärt die Dame, was wiederum einsichtig macht, warum Lessing das Angebot der Bibliothekarsstelle nicht ausschlagen konnte.
Trotz Nathan dem Weisen und anderer berühmter Figuren ist die Wertschätzung Lessing gegenüber nicht besonders hoch, beklagt die Dame, die die Führung macht. Sie verweist auf ein Denkmal im Eingangsbereich der Bibliothek, das niemand haben wolle und auf dem sogar Kästen abgestellt würden.
Immerhin ein Denkmal – und gelesen wird er auch noch. Man müsste halt einen fürstlichen Gönner finden…
DKZ? Datenkonzentration?
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Druckkostenzuschuss..
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Bei books on demand gehts ohne. Freilich muss man alle Arbeit von der Bucherstellung bis zum Marketing selber leisten.
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Das ist zwar Arbeit, aber grundsätzlich in Ordnung. Es geht mir aber gegen den Strich, einen Verlag für meine Ideen zu bezahlen. Je nach Anbieter ist deren Arbeit sehr unterschiedlich qualitativ.
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Die DKZ-Verlage sind Gauner, weil eigentlich völlig überteuerte Druckereien.
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Wie wäre es denn mit Dramen, Krimis und Zeitung… ☺
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Da war in lange nicht mehr. Habe dort vor Zeiten unweit gelebt, in Spuckweite sozusagen. Anders als in den anderen Städten, in denen ich wohnte, habe ich hier tatsächlich einmal einen Fuß in eine örtliche Sehenswürdigkeit bekommen. Sonst denke ich ja immer, wenn ich hier wohne, kann ich mir die hiesigen Sehenswürdigkeiten noch aufsparen, und plötzlich zieht man weg aus der Stadt und hat sie nicht gesehen. Anders in Wolfenbüttel.
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Ich bin ja keine große Umzieherin, aber das Phänomen ist mir gut bekannt. Was man von der Bibliothek in Wolfenbüttel nicht sagen kann, das ist doch wirklich sehr beeindruckend dort.
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