Es begab sich einmal vor langer, langer Zeit, als die Welt noch eine andere war, dass Menschen ihre Häuser verließen nicht etwa um Nahrung zu besorgen oder systemrelevant zu arbeiten, sondern um „Urlaub“ zu machen. Aus diesen Zeiten, harte Recherche ergab das Jahr 1986, stammt diese Tüte, die meine Schwester (Hallo, liebe Grüße 🙋😘!) mir mitgebracht haben muss, als sie mit meiner Cousine (🙋😷💟) und deren Familie im Urlaub war. Ein geradezu exotisches Reiseziel und heute absolut unerreichbar für Ferienreisende, wie Bürgermeisterin Heike Horn auf der Website in einer offiziellen Stellungnahme mit Bedauern verkündet.
Die Fakten
Breite: 36,5 cm. Höhe: 42,5 cm
Farblich liefert die Tüte als Grundton ein sandiges Beige, welches zwischen den Zehen ein Krümelgefühl hinterlässt. Der Hingucker in der Tütenmitte ist knallrot und heischt um Aufmerksamkeit. Die Schrift ist schwarz.

Das Bildmotiv ist auf beiden Seiten gleich. Ein ziemlich großes, fettes Walross nimmt ein kleineres liebevoll in die Flossen. Da sie eng aneinander geschmiegt sind und den Sicherheitsabstand nicht einhalten, leben sie wohl in einem Haushalt. Das große Walross schwitzt. Oder sind das Wasserspritzer? Trotz der großen Stoßzähne, auch Hauer genannt, wirken sie eher gemütlich als bedrohlich und schauen den Tütenbesitzer mit freundlichen Augen an.
Die Schrift verrät, wo die beiden sich befinden, und zwar auf Langeoog, wie in schöner Schreibschrift unten auf der Tüte steht.
Eine Seite weist auf die „Insel Goldschmiede“ hin, die andere auf die „Schmuggel Kiste“. Die Schrift sieht aus, als hätte jemand aus Langeweile die Buchstaben mit dem Lockenstab bearbeitet, wie Jugendstil.

In der Tütenfalz begegnen uns umweltfreundliche alte Bekannte.

Kommentar: Herzliche Grüße unbekannter Weise an die Reckers, die die Geschäfte seit 1971 als Familienbetrieb führen. In der Goldschmiede wird Schmuck angeboten, die Schmuggelkiste bietet maritime Reiseandenken, wie online zu lesen ist. Wie wertvoll einem solche Andenken unerwartet werden können, stelle ich gerade bei mir fest.

Seit beinahe 30 Jahren sind wir mindestens zweimal im Jahr auf Langeoog. Die Schaufenster der schmuggelkiste zu betrachten, gehört stets dazu, und wenn wir uns auf dem Weg zum Wasserturm oder Strand befinden. Eine wahre Wundertüte mit allerlei maritimen Dingen. Gerade in diesen Tagen denken wir an unsere Insel. Danke für das Zeigen der Tüte
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Ist mir eine besondere Freude, wenn die Sache jemanden persönlich erreicht 😊
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Dein Lockenstabvergleich gefällt mir besonders gut. Es gibt in der Typografie eine Menge Schräges und Kitschiges. Viele dieser Schriften stammen aus den 1970-er Jahren. Wenn ich allerdings Lothars Kommentar lese, muss ich zugeben, dass der Schriftzug seine Wirkung erzielt.
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Der fiel mir erst ein, nachdem ich mich woanders darüber mokiert hatte, jemanden beim Friseur gesehen zu haben. Der Nutzen des schlechten Vorbilds ist damit wieder erwiesen.
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Sehr tolle Tüte! Und doch juckt es mich in den Fingern, der Beschriftung mindestens zwei Bindestriche (gern mit Locken) zu verpassen …
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Ich habe mich auch gefragt, warum man nicht ein schönes deutsches zusammengesetztes Substantiv daraus gemacht hat.
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