Was mich gedanklich so umtreibt, beschäftigt offenbar auch Experten, die für ihre Leistungen schon das Bundesverdienstkreuz verliehen bekamen. Ein solcher Experte ist Horst Opaschowski, von dem ich heute Morgen in der Zeitung lesen darf, dass den Menschen Entzugserscheinungen drohten, weil man nicht mehr reisen könne. Er begründet seine These mit dem Verweis auf die Frühzeit, denn das Reisen gehöre zum Menschen, wir seien vor der Sesshaftigkeit mobil gewesen. Mit diesem Argument arbeiten viele Menschen gern, auch solche, die den Mann bestimmungsgemäß auf der Jagd und das Weib am heimischen Höhlenfeuer verortet sehen. Weniger kritisch und durch Zahlen belegbar sehe ich die These, dass Reisen „die populärste Form von Glück“ sei. Und wenn Wegfahren schon nicht geht, gestattet einem allein die Planung einer zukünftigen Reise vielleicht ein kleines Glücksgefühl.
Die Fakten
Breite: 19,5 cm. Höhe: 30 cm.
Ein weiteres Apothekentütchen, das gleich mit einer Besonderheit aufwartet. Auf der Textseite beträgt das Tütenmaß nur 28,5 cm. Mein Ingenieur vermutet, dass das feine Tütchen sich auf diese Weise leichter offenhalten lässt, um all die wichtigen Dinge einzuschieben, die in einer Apotheke zu erstehen sind.

Auf der Bildseite ist ein Paar von zwei wohlmeinenden Hinweisen eingerahmt. „Urlaub will gut geplant sein!“ heißt es oben. Unten die Ergänzung „Eine Reiseapotheke auch!“
Dazwischen ist ein Ehepaar mit dem ziellos wirkenden Herumkrauchen in einem Berg von Gepäck beschäftigt. Der Mann, schon als Urlauber kostümiert, trägt ein kariertes Hemd, eine kurze Hose und zünftige Hosenträger.

Seine Frau, mindestens 15 Jahre jünger, turnt in enger Hose und knappem T-Shirt auf dem Kofferberg herum.

Das Gepäck ist ein wüstes Durcheinander. Aber mir fällt auf, was ich vor einigen Wochen noch übersehen hätte: die derzeit so viel diskutierte Klopapierrolle.

Kommen wir zum Rätselteil dieser Ausgabe: Die Frau hat da etwas in der Hand, das der Zeichner/die Zeichnerin als besonders wichtig hervorhebt. So haben wir früher die Sonnenstrahlen gezeichnet. Ist es etwa eine Klorolle en miniature?

Das war die unterhaltende Seite. Auf der anderen Seite gibt es die Lebenshilfe, hier überschrieben mit „Kleine Hilfe beim sorgfältigen Zusammenstellen Ihrer individuellen Reiseapotheke“.
Es folgt ein schier unendliche Liste, die erklärt, warum das Paar auf der anderen Seite so schrecklich viel Gepäck benötigt.

Unten noch der Hinweis für die Automobilisten: „Wichtig für Kraftfahrer: Wie alt ist Ihre Apotheke schon? Lassen Sie vor Antritt der Reise unbedingt vom Apotheker Ihre Autoapotheke überprüfen!“

Quer zur Liste ist abgedruckt, wem diese freundlich-bestimmte Planungshilfe zu verdanken ist: Pro Pharma (GmbH+CoKG) Postfach 110128 4330 Mühlheim R/11
Diesen Arzneimittel- Versandanbieter gibt es nicht mehr in Mühlheim, dafür aber in Münster.
Kommentar: Sachdienliche Hinweise erbeten 😊
Sehr guter Beitrag! Ich bin früher mit dem Fahrrad gereist somit habe ich mich beim Reisegepäck auf das wesentliche beschränkt. Das tue ich heute noch. Dank der Globalisierung gibt es überall alles und vieles ist überhaupt nicht notwendig.
Was die Dame in der Hand hält könnte eine Notizrolle sein die es in vielen Haushalten früher gab…
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Mit dem Fahrrad bin ich ins Sabbatjahr gestartet. Aber die Beschränkung des Gepäcks hatte mir schon Probleme bereitet. Ich war recht gut bepackt…eine Klorolle hatte ich, glaube ich, auch dabei…
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Früher gab es Extra gehäkelte Klorollenetuis, die auf jeder Hutablage standen. Hier indiskret erwähnt:
„Met ihre Autonummer op et Sofakesse dropjesteck,
Dä Klopapierroll em jehäkelte Etui diskret versteck.“
Die Frau hält eine Filmrolle für eine Kleinbild-Kamera in der Hand. https://www.youtube.com/watch?v=BeXHWIJJ0a8
Und ja, ich erinnere mich an Zeiten in denen der halbe Haushalt mitgenommen wurde und der Käfer komplett überladen war.
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Die umhäkelte Klorolle hat vielleicht bald ein Comeback. Ich hab da noch Wolle irgendwo… 😊
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😀
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Übrigens, seit ich die ersten Radreisen gemacht habe, (später auch Kanu oder Rucksack) brauche ich immer weniger Gepäck. Bei den Letzten reisen haben sich die anderen Teilnehmer immer über meinen relativ kleinen Rucksack gewundert, der nicht mal ganz voll war. Ich gehe einfach davon aus, dass ich unterwegs etwas waschen (lassen) kann oder nachkaufen.
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Das deckt sich mit unserer Vermutung 😁
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Aus dem Nomadischen des Frühmenschen die Notwendigkeit des Tourismus herzuleiten, ist wohl eine steile These. Zur Grafik der Tüte: Sie hält in der Hand: Ein Röllchen Heftpflaster.
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Ist ja auch eine naheliegende Idee. Bin gespannt, ob das zufriedenstellend zu klären ist.
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Auch wenn hier jeder nur noch Klopapierrollenkategorien denkt, sieht das Ding für mich eher wie eine Filmspule aus oder, was mir die noch liebere Variante ist: Sie hat sein Hörgerät gefunden!
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Ah, mal ein ganz anderer Ansatz 👍
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Ich habe mir selbst eine Liste auf Word zusammengestellt, schon vor vielen Jahren. Die ist immer meine Grundlage 🙂
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So eine Packliste hatten wir früher, als wir noch mit unseren kleinen Kindern ins Ferienhaus nach Italien gefahren sind. Seufz..
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Meine Frau hat ihre Italienreise im Juni auch schon längst gecancelt.
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Sehr traurig, nicht wegen des verhinderten Urlaubs, sondern überhaupt.
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Kein Heftpflaster, keine Hörlis. Es ist die Filmrolle, die in den Fokussi soll, der deswegen griffbereit auf dem Boden liegt und nicht schon im Korb mit der Rolle steckt.
Apopo Platz sparen müssen und doch die nötigsten Utensilien dabei haben: ich drücke eine Rolle flach, auf der noch ein Gebrauchswert von 2 bis 3 Sitzungen vorhanden ist und stecke sie gegen Ausfasern in eine Hülle; bei mir ist das ein gewaschenes Katzenfuttersackerl – das ist innen angenehm glatt und wird umweltfreundlich mehrfachverwendet. Bei jedem Cafe/Restaurantbesuch o. Ä. wird bei Bedarf nachgewickelt – so hat man geringen Platzbedarf, alles dabei und staut kaum Luft. Bergsteigererfahrung … 😉
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Alles super, bis auf die Idee mit der Katzenfuttertüte. Das riecht..
Oder ich kaufe die falsche Sorte. Dann lieber die Plastiktüte vom Vollwaschmittel 😇
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Im Prinzip wird die Tüte egal sein, solange es keine solche der Woche ist 😉 … früher tat’s auch ein Schuber aus Pappe bei mir. Nach gründlichem manuellem Säubern und einem Waschgang bei 30° riecht Felix nicht mehr … 😉
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Opaschowski, der sogenannte Freizeitpapst, bei dem man sich oft fragt, in welche beschlagenen Kristallkugeln der guckt. Ich habe mal eine Studie aus Anfang der 90er Jahre von ihm gelesen, in der er prognostizierte, das Medium der Zukunft sei das Radio. Und dann kamen das Internet, MP3 und das Smartphone. Erkenntnisse von Zukunftsforschern haben wohl oft eine kürzere Halbwertszeit als die Voraussagen von Nostradamus.;-)
Ich tippe auch auf gerolltes Heftpflaster – gibt’s das eigentlich noch?
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Seine Tochter hat Pilawa geheiratet. Wenn er das nicht verhindern konnte, ist seine Fähigkeit in die Zukunft zu sehen, auf jeden Fall eingeschränkt.
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Ich tippe auch auf Filmrolle.🎞
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Meine Vermutung: Ohrring, zum Klipsen.
Und mein persönliches Lieblingsreisegepäck (fehlt auf diser Liste) war das Nordseemitbringsel eines Kindes für die Oma: eine Tüte frische Krabben, gleich am zweiten Tag in den Koffer gesteckt. Hamstern für Wagemutige. Da hätten auch gehäkelte Hüllen nicht geholfen.
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Gute Idee mit dem Ohrring 😊 und fragwürdige Idee mit den Krabben 😣.
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