Mittwoch, das passt zu diesem Beitrag besonders gut, denn zwischen 16.00 und 18.00 Uhr öffnet die örtliche Bücherei.
Da bin ich jede Woche mit den Kindern gewesen, die sich dort zu Anfang Bilderbücher aussuchten, während ich mit der damaligen Leiterin Frau Meirich ein Schwätzchen hielt. Diese Frau war die Institution selbst und seit 1969 ehrenamtliche Leiterin, wofür sie schließlich sogar das Bundesverdienstkreuz verliehen bekam. Sie hatte auch die passende Ausstrahlung auf extrem zuverlässige Schülerinnen, so dass wir aus dem Helferinnenstamm der Bücherei gleich zwei Mal die von uns dringend benötigten Babysitterinnen rekrutieren konnten – um im Kino nicht den Anschluss zu verlieren.

Zunächst hier die Fakten:
Breite: 24 cm. Höhe: 32 cm.
Die Vorderseite und die Rückseite sind gleich, als Farben wurden postgelb und schwarz verwendet.
Die Tüte zeigt einen angedeuteten Würfel, in dem sich als Logo vier stilisierte Bücher befinden, darunter die Bezeichnung Katholische öffentliche Bücherei.
Als sparsamer, aber doch aussagekräftiger Text steht oben links auf der Würfelkante überall – als Verweis auf die Verbreitung – und unten rechts unten für alle – als Hinweis auf die angesprochene Leserschaft.


Ganz eindeutig also die kleine Schwester der großen Schwarz-Bunten der der letzten Woche. Da gab es noch zu klären, was der Borromäus-Verein ist.
Die Recherche fördert so viele interessante Aspekte zutage, dass ich hier gar nicht alles aufschreiben kann.
Der besagte Verein wurde 1845 in Bonn gegründet und hatte die „Belebung christlicher Gesinnung“ mit Hilfe qualitativer Literatur zum Ziel. Der Politiker der Zentrumspartei, August Reichensperger, engagierte sich besonders. Die Vereinsgründung wurde den Katholiken durch die preußische Bürokratie nicht leicht gemacht, aber die Initiatoren blieben hartnäckig. Sie wählten den heiligen Karl Borromäus als Namenspatron. Ein erstaunlich aktueller Heiliger, wie ich feststellen durfte.

Seine größte Herausforderung, so heißt es in einer Bistumsschrift, war der Ausbruch der Pest im Jahre 1576 in Mailand. Der Stadthalter und die Adeligen verzogen sich schnell aufs Land, während der Rest zu Hause in Quarantäne eingesperrt war. Karl besuchte die Pestkranken jede Woche persönlich, machte sicherheitshalber sein Testament und ließ zum Trost und Gebet siebenmal täglich läuten. Kurz vor der Quarantäne organisierte er noch große Prozessionen mit Abstand. Da der Verein aber 1845 von Corona nichts wissen konnte, ist die Auswahl des Heiligen dadurch zu erklären, dass er an der Neuausbildung der Priester mitarbeitete und zu diesem Zwecke Bibliotheken entrümpelte und neu einrichtete.

Zurück zur Tüte. Ich möchte wissen, was es mit diesem Logo und dem Text auf sich hat. „überall für alle“ klingt für mich ausgesprochen inklusiv. Und da sind sie plötzlich – die guten alten Zeiten. Auf dem Essener Katholikentag von 1968 ringt man um ein neues Selbstverständnis katholischer Büchereiarbeit. Die gesamtgesellschaftliche Aufbruchstimmung führte zum neuen Markennamen, KÖB, dem Bücherlogo und etwas später auch zu den Slogans.

Vieles wäre noch zu schreiben, was diese Rubrik sprengen und das Leserinteresse übersteigen dürfte. Mein persönliches Fazit lautet: Nähme sich die Katholische Kirche an der Entwicklung ihrer eigenen Büchereien ein Beispiel, wäre sie nicht in diesem beschämenden Zustand. Wozu so ein kleines Tütchen doch wieder gut ist.
„Ich bin Bibfit“ ist tatsächlich sehr aktuell – „Ich bin in der Bib“ ist heutiger Studierendenslang. Das sagen sie z.B., wenn sie unerlaubterweise ans klingelnde Smartphone gehen (ich arbeite da, daher weiß ich das).
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Dieser Büchereiführerschein für Kleine ist schon eine tolle Sache – und hilft vielleicht auch den Großen. Wenn sie dann cooler Weise in der „Bib“ abhängen, um so besser.
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