Ich dreh‘ am Rad… und die Zeit dreht mit. Es geht mir nicht allein so, wie ich überall lese und höre. So zäh auch die Zeit in den Warteschlangen dahinfließt, so schnell dreht sich das Rad der Zeit insgesamt. Kein Wunder also, dass mir vor einigen Wochen genau diese Tüte in die Hände fiel, die nun die Ehre hat, die Nr. 60 zu werden.
Zuerst die Fakten.
Breite: 31 cm. Höhe: 44 cm.
Die Vorderseite und die Rückseite sind gleich. Die Tüte ist weiß mit einem auffälligen Aufdruck. Es handelt sich um einen orangefarbenen Kreis von 27,5 cm Durchmesser.

In der Mitte des Motivs steht auf drei Zeilen verteilt der Slogan in schwarzen Druckbuchstaben: Bei uns dreht sich alles um den Motor. Getrennt durch das weiße Logo liest man darunter ebenfalls schwarz, aber in anderer Schriftart der Firmenname: motoren bücker + essing (Man beachte die moderne Kleinschreibung!).

Die sechs gleich langen weißen Pfeile werfen schwarze Schatten auf ihren Rundkurs. Jeder von ihnen trägt Telefonnummer und Standort einer Niederlassung, und zwar in Münster, Bremen, Ahaus, Osnabrück, Essen und Lingen.

Motoren? Dieses Unternehmen wird es ja wohl noch geben. Kurz gesurft und schon lande ich auf der Homepage mit einer sehr schönen Darstellung der Firmenhistorie. Josef Bücker und Hermann Essing, so dort zu lesen, hätten 1963 das Marktpotenzial der Motoreninstandsetzung erkannt und sich selbstständig gemacht. Die Geschäfte laufen sehr gut, so dass bald kräftig expandiert wird. Ein paar schöne Fotos mit erstklassigen 70er Koteletten sind auch zu sehen 😊.

Es kommen neue Arbeitsfelder wie die Bearbeitung von Schiffsmotoren und Gasmotoren aus dem Energiesektor hinzu. Ein Familienunternehmen ist die Firma spätestens seit 2014 nicht mehr, sie gehört jetzt zur Sercoo Group und ist Teil einer Kapitalanlagengesellschaft geworden.
Ist ja schon recht detailliert, aber mich interessieren noch ein paar andere Dinge. Im Netz stoße ich auf den Namen der für das Marketing verantwortlichen Doris Lübbers. Der Name klingt mir direkt so sympathisch, dass ich sie – nach einem kurzen Anruf bei der Zentrale – persönlich anschreibe. Frau Lübbers, die als Marketing-Chefin bestimmt anderes zu tun hat als eigentümliche Tüten – Mails zu beantworten, ist so freundlich, sich auf meine neugierige Anfrage zu melden. Sie wolle, so ich ihr denn ein Foto der Tüte schicke, sich gerne um ein paar Informationen bemühen, sie sei allerdings erst seit kurzer Zeit im Unternehmen.
Ich bedanke mich, übe mich in Geduld und fange an zu stricken. Pünktlich zum ersten Dezember geht das Kläppchen auf und die Antworten sind da – sogar mit Fotobeleg. 😊
– Verwenden Sie noch Plastiktüten als Werbemittel? Falls nicht, wann haben Sie damit aufgehört und was ist statt dessen Ihr Hauptwerbeträger? Wir verwenden keine Plastiktüten mehr. Ich kann nicht sagen, seit wann es keine Plastiktüten mehr gibt – aber vor einigen Jahren gab es Papiertüten im Bestand, heute gibt es Leinenbeutel bzw. Rucksäcke, ein Foto finden Sie anbei. Der Trend geht zur Mehrfachverwendung und Wiederverwertbarkeit.

– Wie hoch ist die Bedeutung der Farbe (orange) in Ihrem Marketingkonzept? Nach wie vor ist orange die Hausfarbe von Bücker + Essing und ein wichtiges Wiedererkennungsmerkmal, die Farbe ist aber im Laufe der Zeit adaptiert worden. Heute verwenden wir einen transparenten Farbverlauf wie Sie ihn auch auf der Homepage sehen können.
– Aus welcher Zeit stammt das Logo der Tüte bzw. wann wurde es überarbeitet? Das kann ich nicht genau sagen, das lag wie gesagt lange vor meiner Zeit. Ich würde aber mal schätzen, dass das Logo noch bis in die 90er Jahre Bestand hatte.
– Interessant ist auch der Slogan. Gibt es hier Entwicklungen? Weitere Slogans waren: „…. für lebendige Motoren“ und „Motoren wie neu“ .
Herzlich Dank an Frau Lübbers für die Mithilfe bei der Tütenforschung!
Ein Blogbeitrag nach meinem Geschmack: durch den Blick auf eine Tüte einen Teil der Welt entdecken, tolle Idee, Liebe Grüße
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Danke für den Zuspruch! Die Tüten haben mich wirklich schon manches Überraschende entdecken lassen 😊
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„Die Tüten haben mich wirklich schon manches Überraschende entdecken lassen“…
Ist das nicht auch einer dieser Sätze, die man niemals aus dem Kontext reißen sollte?! 😅😅😅
Herzliche Grüße! VVN
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Ach, wo ich so drüber nachdenke, finde ich den Satz in jeder Hinsicht sehr treffend 😉
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😅😆😅😆
In dem Sinne: ein Hoch auf die Tüten! 😇
VVN
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„Tütenforschung“! Jetzt ist es raus. Du bist gewiss eine würdige Vertreterin dieses Marketing-Fachbereichs.
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Vielen Dank. Man soll sich heutzutage beruflich ja breit aufstellen. 😉
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Die angewandte Plastikisakoulalogie (von griechisch Πλαστική σακούλα) als empirische Fachwissenschaft harrt schon längst einer breiten Anerkennung in der Öffentlichkeit.
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Ein wichtiges Projekt, wenn man bedenkt, dass Tüten zu den bedrohten Arten gehören, ja in einigen Geschäften schon völlig ausgestorben sind. Meine Tütentüte wird auch immer magerer.
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Zweifellos eine aussterbende Gattung. Obwohl ich die Vermeidung von Plastik wichtig und vernünftig finde, hänge ich doch an ihnen.
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Klar ist die Vermeidung von Plastik wichtig. Bei mir gibt es deshalb außer der Tütentüte auch schon eine Taschentasche. Die Einkaufsbeutelchen, wie man sie in Drogeriemärkten bekommt – auch davon besitze ich inzwischen eine Kollektion in allen Farben und Mustern – die wiederum bewahre ich in einer Tüte auf. In einer Geschenktüte. Und Geschenktüten sind wegen ihrer Wiederverwendbarkeit auch gut für die Umwelt. Die Zeiten, in denen Geschenkpapier geglättet und Schleifenbänder gebügelt wurden sind wohl vorbei.
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