Tüte der Woche Nr. 67

Man kann ja auch einfach mal in die Zukunft blicken, statt nur in der Vergangenheit herumzukramen. Dass ausgerechnet diese Tüte dazu Anlass bietet, ist schon überraschend. Meine Mutter, bewährte Mitarbeiterin der Abteilung Tütenforschung, brachte das Material mit, ohne auch nur im Ansatz an die Tüten zu denken. „Hier, das fand ich richtig gut, das ist doch bestimmt interessant auch für dich“, sagte sie und hatte damit vollkommen Recht. Doch zuerst die Fakten.

Breite: 29 cm. Höhe: 44,5 cm.

Die Vorderseite und die Rückseite sind gleich. Die Tüte ist weiß mit rotem und schwarzem Aufdruck.

Eher hoch als breit. Da passt die Kirchenzeitung rein und wird nicht nass.

Auffällig ist das große Logo in der Mitte ein schwarz umrandetes, flaches Oval mit den schwarzen Kleinbuchstaben kfd, der Hintergrund ist feuerrot.

Gleich darunter in Miniatur das gleiche Logo noch einmal. Wer nicht weiß, was hinter kfd steckt, liest es hier: Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands – Zentralverband. Wir erfahren auch die Adresse: 4000 Düsseldorf 30, Prinz-Georg-Straße 44.

Der Blick ins Internet bestätigt, dass die Anschrift immer noch stimmt. Nur die Postleitzahl hat sich natürlich geändert, jetzt 40477.

Ein weiteres Logo verweist auf den Klens-Verlag, der lange die Mitgliedszeitschrift für die kfd – Frau und Mutter, so betitelt seit ANNO DOMINI 1931 – herausgab, bevor er 2007 vom Schwabenverlag übernommen wurde.

Die aufmerksame Leserschaft beginnt mit den Hufen zu scharren, denn es ist höchste Zeit aufzuklären, wie um Himmels Willen ausgerechnet katholische Frauen und Zukunft zusammenhängen sollen. Und tatsächlich, das Potential dieser Gruppe wird höllisch unterschätzt. Was meine Mutter mir nämlich mitbrachte, ist die nigelnagelneue Ausgabe der Frau und Mutter, die ab sofort gar nicht mehr so, sondern JUNIA heißt.

Wer das ist, erfährt man auch in dieser spannenden Ausgabe, nämlich eine Apostelin, die aufgrund männlicher Lesart einfach zum Apostel gemacht worden war. Erforscht hat das Bernadette J. Brooten.

Doch damit nicht genug, die Zeitschrift ist voller moderner, überraschender Frauen, wie zum Beispiel einer feministischen Nonne.

Wirklich gut. Das ganze Blatt, von vorne bis hinten. Ich schaue noch mal in die Leitsätze der kfd.

WIR SETZEN UNS EIN FÜR DIE GERECHTE TEILHABE VON FRAUEN IN DER KIRCHE.

Steht da so und ich frage mich, ob es eigentlich die Männer sind, die den Frauen im Weg stehen, oder ob die Geduld der Frauen mit den Männern das Problem ist.

Ich bin gespannt, ob ich auf diese Frage eine Antwort bekomme.

17 Kommentare

  1. „…und ich frage mich, ob es eigentlich die Männer sind, die den Frauen im Weg stehen, oder ob die Geduld der Frauen mit den Männern das Problem ist.“
    Eine Antwort habe ich leider nicht, aber genau diese Frage habe auch ich mir oft gestellt.

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  2. Selbstverständlich stehen die Männer den Frauen im Weg – sie haben berechtigte Angst, daß die vielleicht besser sein könnten. Wieso die Frauen das immer noch zulassen, ist mir allerdings auch schleierhaft. Vermutlich liegt es an den Strukturen: Beispielsweise die katholische Kirche umzukrempeln hieße in letzter Konsequenz, das männliche Papsttum anzuzweifeln. Das muß man sich als Gläubige auch erstmal trauen.

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  3. Da wir in Deutschland nur eine kleine Gruppe in der Welt der Katholiken sind,wird es noch eine Weile dauern,bis wir Frauen gleichberechtigt angesehen werden.In den meisten Ländern ist der Kampf gegen die Vorherrschaft der Männer noch nicht so weit fortgeschritten.Aber steter Tropfen höhlt den Stein.!!!!

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    1. Bin jederzeit zu Frotzelei gerne bereit, aber die journalistische Qualität dieser Zeitschrift geht nicht nur über die Bäckerblume, sondern auch die meisten mir bekannten Zeitschriften für Frauen deutlich hinaus. Und wer einen spirituellen Espresso wünscht, kauft sich wohl besser eine Yoga-Gazette. 🙂

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      1. Ach, keine Sorge. Habe da keine empfindliche Stelle. Und die Idee mit der spirituellen Bäckerblume ist vielleicht gar nicht so schlecht in Zeiten, wo der Besuch des Gottesdienstes erschwert ist 😊

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