Ein Interview mit Joschka Fischer habe ich vor langer Zeit mal gelesen, in welchem er unter anderem gefragt wurde, wie es ihm so schnell gelungen sei sich in das Amt des Außenministers einzufinden. Der ehemalige Turnschuh-Sponti räumte ein, dass dies keine persönliche Leistung, sondern Erfolg des strengen Protokolls gewesen sei.
Wer auf Staatsbesuch wie zu stehen, zu gehen habe und wann sprechen dürfe und wie die Kleidung beim Essen auszusehen habe, sei derart festgelegt, dass man gar nicht viel falsch machen könne. Wenn einem das Protokoll aber nicht als Stütze und Lauflernhilfe dient, sondern wie ein Gefängnis vorkommt? Dazu gibt es einen Film aus dem Inneren der königlichen Familie.
KINO-UPDATE. Das Kino war schön voll. Wie schon zu Lebzeiten und nach ihrem tragischen Unfalltod beschäftigt Lady Diana die Menschen. Ob der Film ihre Erwartungen erfüllt hat, ist schwer zu sagen. Man bekommt ausdrücklich keine Dokumentation zu sehen, auch keine Schmonzette a la „Englische Sissy“. Ein Zeitraum von nur drei Tagen wird beleuchtet, die ja schwierig sein können, wenn es in der Familie knirscht: Weihnachten.
Prinzessin Diana verfährt sich schon auf dem Hinweg und kommt wie immer zu spät. Ihre Söhne liebt sie heiß und innig, vom Rest der Familie fühlt sie sich kontrolliert und abgestoßen. Das ewige Protokoll, immer diese Traditionen und dann noch die Pressegeier im Nacken. Ein Ehemann, der sie, wie alle wissen, betrügt. Arme reiche Frau. Kristen Stewart, sonst als Schauspielerin nicht mein Fall, spielt sich die Seele aus dem Leib. So, genau so, könnte sich das Gefühlschaos im Inneren der Prinzessin von Wales angespielt haben. Auch die anderen Rollen, Prinz Charles, die Söhne, die Hausangestellten, sind hervorragend besetzt. Empfehlung für Leute in stabiler seelischer Verfassung.
P.S.: Zum Schluss für das Protokoll noch etwas münsterländischer Lokalpatriotismus. Einer der Hauptdrehorte für SPENCER war das schöne, wenngleich im Winter etwas trübe, Schloss Nordkirchen.

Fast dacht ich daran, den Film zu besuchen. Nur der Satz: “ Empfehlung für Leute in stabiler seelischer Verfassung“, schreckt mich ab.
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Die begleitende Musik ist schon ganz schön depri…aber geh mal rein, ich wäre sehr gespannt auf deine Meinung.
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Irgendwie vermisst man beim Schloss das eiserne Tor. 🙂
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Das war im Film dabei 🙂
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