Jugendliches

Dass die Jugendlichen auch nicht mehr das sind, was sie einmal waren, hat nach der Analyse der Europawahlergebnisse vor allem diejenigen erstaunt, die mit dieser Altersgruppe nur wenig Kontakt haben. Seit etwa 10 Jahren beobachte ich an der Schule ein massives konservatives Roll-Back, dem sich nur vereinzelt kleinere Grüppchen entgegenstemmen. Wenn das Konservative dann noch auf entsprechende Social- Media-Kampagnen trifft, passiert eben, was jetzt geschehen ist. Da muss man gar nicht auf die jungen Menschen schimpfen, es wird auch nur begrenzt helfen, mehr Aufklärung im Politikunterricht zu fordern. Der Spruch, der mir immer sehr auf die Nerven gegangen ist, muss Anwendung finden, nämlich die Jugend „da abzuholen, wo sie sich befinden“. Das nützt alles nix, die anderen Parteien müssen schleunigst ihre Social Media-Distanzierung überwinden. Ansonsten sehe ich schwarz bzw. blau. Oder man macht mit fest geschlossenen Augen so weiter, als sei alles wie früher. So wie im folgenden Film.

KINO-UPDATE DOUBLE-FEATURE. Wir hatten dringend das Bedürfnis, ein italienisches Restaurant zu testen und wollten im Anschluss ins Kino. Das Programm ließ zeitlich nur eine Option zu. Früher hätte ich mich ja auf den Hauptdarsteller gefreut. Ich war mal wirklich Fan von Will Smith, besonders natürlich in Men in Black oder Staatsfeind Nr. 1. Noch nie gefallen hat mir dagegen die Bad Boys – Reihe. Wie auch immer. Im aktuellen Streifen Bad Boys: Ride or Die zeigt Will Smith (Mike), dass er sich im Vergleich zum ersten Teil aus dem Jahr 1995 optisch sehr gut gehalten und emotional keinen Schritt weiterentwickelt hat. Ganz im Gegensatz zu seinem Partner Marcus, Martin Lawrence, bei dem es körperlich reichlich Baustellen gibt, die im Film recht derb für das komödiantische Element sorgen sollen, was emotional durch eine albern-spirituelle Anmutung ergänzt wird.

Die Story beginnt mit einer rasanten Werbefahrt im Porsche zur Hochzeit von Mike, wo dieser seine Physiotherapeutin ehelicht und Trauzeuge Marcus bei der anschließenden Feier einen Herzinfarkt erleidet. An der ausführlichen Nahtoderfahrung dürfen wir Zuschauer teilhaben, denn diese erklärt, warum sich Marcus im folgenden dramatischen Geschehen unverletzlich fühlt und daher alle möglichen Risiken eingeht. Damit Mike nicht allzu jugendlich daherkommt, wird sein unehelicher Sohn Armando in die übliche böse Polizisten-gute Polizisten-Handlung eingewoben. Er ist ein düster dreinblickender Auftragskiller, der einstmals den geliebten Boss von Mike und Marcus tötete, aber nun zu dessen Rehabilitierung aufgrund böser Gerüchte beitragen soll. Und da Blut ja dicker als Wasser ist, ist Armando nach hinten raus auch gar nicht so abgrundtief böse, sondern rettet die Tochter der Frau, deren Vater er umgebracht hat. Dieser Relativsatz ist komplexer als der ganze Film, der zum Glück weniger Humor als Actionszenen enthält, so dass als Fazit zu ziehen ist: Der Italiener war gut 😉

Manche Dinge verändern sich eben. Zum Beispiel im Kopf von Riley. Eben ist sie noch liebe Tochter, gute Freundin und fröhliche Eishockeyspielerin. Doch dann schlägt über Nacht ein Abbruchkommando zu: Pubertät. Bisher unbekannte Emotionen übernehmen die Kommandozentrale in Rileys Kopf und machen ihr Leben schrecklich kompliziert.

Den ersten Teil habe ich nicht gesehen, kann aber Teil zwei von Alles steht Kopf nur wärmstens empfehlen. Sehr humorvoll, gute Geschichte, psychologisch sehr glaubwürdig. Am Sonntagmittag waren viele Familien mit kleinen Kindern im Film. Die erfreuen sich an den bunten Figuren, können aber das Problem noch nicht verstehen. Die eigentlich Betroffenen gehen überwiegend nicht in einen Kinderfilm, schon gar nicht mit ihren Eltern. Und so saß ich denn da am Ende des Films wie auch andere Erwachsene und musste mir, was sehr selten vorkommt, eine Träne der Rührung aus dem Augenwinkel tupfen. Sehr sehenswert!

12 Kommentare

    1. Ich bin mir schon nicht sicher, was heute „unruhiger“ oder „unsicherer“ als früher sein soll.

      Als ich klein war (1970er/80er in der BRD) gab es höhere Inflation, höhere Arbeitslosigkeit, viel mehr Gewaltverbrechen wie Morde, Entführungen und Banküberfälle, überall liefen Sektengurus und Terroristen herum, es drohten Atomkrieg und Waldsterben, und an der Grenze wurde man erschossen. Dann kam Tschernobyl. Die ganzen 1990er gab es Krieg in Jugoslawien, mitten in Europa (geografisch noch näher als die Ukraine).

      Heute gibt es höhere Abiturquoten, höheres Bafög, den Mindestlohn sogar für Nebenjobs, eher das Gegenteil von Arbeitslosigkeit, Studiengänge mit Durchschnittsnoten von 1,4, die Urlaube finanziert Erasmus, und dank des Deutschlandtickets muss sich niemand mehr mit der Führerscheinprüfung abmühen. Wenn man Probleme hat, ruft man die Eltern an.

      Ja, es gibt wieder Krieg in Europa, das Klima geht kaputt und die Mieten in einigen Städten (in die man nicht ziehen muss) sind unerschwinglich. Aber wenn das die Sorgen wären, wieso wählt man dann Parteien, die sagen „das mit dem Klima ist gar nicht so schlimm“?

      Ich will nicht sagen, dass Menschen nicht glauben, „in unsicheren Zeiten“ zu leben. Aber man muss das deshalb nicht immer unwidersprochen hinnehmen. Eigentlich sollte man immer fragen „unruhig im Vergleich zu wann?“ und den Leuten dann die Zeitungen von damals vorlegen.

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  1. Teil eins von „Alles steht Kopf“ ist auch süß. Und Jugendliche waren eigentlich noch nie, was sie… auch noch nie waren. Ich nehme an, Du kennst diese Sammlungen von „Die Jugend von heute“-Zitaten. Die ältesten sind 5000 Jahre alt, und die Jugend von damals ist irgendwann doch erwachsen geworden und hat Kinder bekommen, die wieder ganz genauso daneben waren. Das ist der Lauf der Welt.
    „Ich habe überhaupt keine Hoffnung mehr in die Zukunft unseres Landes, wenn einmal unsere Jugend die Männer von morgen stellt. Unsere Jugend ist unerträglich, unverantwortlich und entsetzlich anzusehen“ (Aristoteles, 384-322 v. Chr.)

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  2. These: Die Jugendlichen von heute sind so konservativ, angepasst, biedermeiermäßig und spießig, weil die Eltern und Lehrerinnen so nett zu ihnen sind. Es fehlt etwas, woran sich die Jugendlichen reiben und sich erst richtig als Mitglieder der Gesellschaft entfalten können.

    Die Kuschelpädagogik bringt uns also den Faschismus.

    Wie gesagt, nur eine These. Einfach mal so zum Diskutieren.

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  3. Vorgestern sah ich einen TV-Bericht über den SPÖ-Plan, Gratis-Zeitungsabos für junge Menschen anzubieten um dem Konsum von Fake News im Internet den Kampf ansagen.
    https://www.puls24.at/video/puls-24/bablers-neue-plaene-gratis-zeitungsabo-fuer-junge/v1b090a76mgi8
    Dazu befragt antwortet so ein junger Einfaltsgimpel exemplarisch, er halte nichts davon, »weil die meisten Leute haben heutzutage eh TikTok oder Instagram am Handy.« – Was soll einem als älterer Mensch dazu noch einfallen, außer Resignation.

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