Haute cuisine 

Sehr pünktlich treffe ich an dem kleinen Restaurant ein, in dem heute Abend die Kochschule stattfinden soll. Eine junge Frau sitzt schon da und winkt mich freudig herein. Der Maitre de cuisine tritt auf. Zeit für den ersten Faupax. Er streckt die Hand aus und ich will ihm den Buchungsbeleg der Sprachschule geben. Er weist mich indigniert darauf hin, dass es in Frankreich üblich sei, sich zur Begrüßung die Hände zu schütteln. Na das kann ja heiter werden! Das Gespräch mit meiner jungen Nachbarin aus Holland lässt sich aber gut an, sogar auf Französisch. Langsam trudeln auch die anderen Teilnehmer ein, insgesamt 13. Ein böses Omen? Auch Heidi aus meinem Sprachkurs ist eingetroffen. Vor mir sitzt ein netter junger Mann aus Brasilien, neben ihm eine Japanerin. Rechts neben mir sitzt ein komplett verstöpselter 16-jähriger Typ aus Venezuela, der sich wohl in der Tür geirrt hat. Die übrigen sind junge Leute aus der Schweiz und der Rest ebenfalls aus Lateinamerika.

Ab zum Händewaschen, dann gibt es eine kleidsame Plastikschürze. In der Küche erläutert der Chef das Menü und mir wird wieder bewusst, wie gefährlich Missverständnisse bei der Speisekarte sein können. Denn offenbar soll es rohen Fisch geben!

Zuerst bereiten wir den Nachtisch vor. Für die Creme Brulee werden Eier getrennt und die Dotter mit Eigelb aus der Flasche aufgefüllt. Ich darf die Schüssel auf 400g bringen. So eine Flasche habe ich noch nie gesehen, das Zeug rutscht etwas zähflüssig heraus. Die Waage zeigt 460g. Mein nächster Fehltritt. Der Chef stellt fest, dass ich ganz offensichtlich nicht in der Küche zu Hause bin. Während dessen zerdrücken die Jugendlichen spaßeshalber die Eierschalen. Die Eiermasse landet aber dann doch gesüßt und gerührt im Wasserbad und im Backofen. 

Der Hauptgang ist dran. Wir würfeln Tomaten, Lachsfilet, schneiden Avocados, Frühlingszwiebeln, Ingwer und Koriander. KORIANDER? Den mag ich genauso wenig wie den rohen Lachs. 

Beim Schneiden der Frühlingszwiebeln verpasse ich meinen Einsatz. Warum ich so träume, rügt der Chef. Wir rühren Dressing, kochen Reis, waschen Salat. Zwischendurch werden wir mal gelobt, sogar ich. Plötzlich ist das Essen fertig und wird angerichtet. Es schmeckt : absolut großartig! Auch der Nachtisch gelingt. Mit einem Gläschen Wein sitzen wir in gemütlicher Runde. Das scheinbar kleine Portiönchen macht satter als erwartet ! 

 Der Chef ist guter Dinge und klopft mir auf die Schulter. Zum Abschied gibt es für alle Diplom und für mich sogar Küsschen rechts und links. Sehr lecker, aber anstrengender als der Unterricht am Morgen. Ich freue mich auf die Grammatik – Stunde 🙂 

1 Kommentar

  1. auch nicht schlecht 🙂 Du bist wohl nicht in der Küche zuhause :):)
    Wenn der Chef das zu mir gesagt hätte, ja! Aber zu Dir???
    Sah er wenigstens gut aus? Dann könnten wir Deine kleine vermeintliche „Unpässlichkeit“ auf entsprechende Verwirrung schieben!!
    Mir deucht, als würdest Du richtig gefordert in dieser Zeit 🙂
    Herzliche Grüße und lass Dich nicht ärgern!

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