Problematisches

Wenn man, wie wir, wöchentlich ins Kino pilgert, um in guten wie in schlechten Zeiten der großen Leinwand seine Treue zu beweisen, mag es vorkommen, dass der Blick ins Programm verrät: Ihr habt schon alles gesehen. Natürlich ist das nicht der Fall, die Horrorfilme haben wir ausgelassen und die Chantal lassen wir einfach leise weiterheulen, ob sie nun ins Märchenland kommt oder gleich dort bleibt, ist uns total schnupps. Die vielen Kinderfilme sind ja süß, laufen aber nur am frühen Nachmittag. Also nochmals gründlich das Programm studiert, irgendwas muss doch… und da tut sich ein Schlupfloch auf, ein Original mit Untertiteln. Nichts wie rein da.

KINO-UPDATE. Alejandro ist ein kleiner, gutmütiger Dussel und eigentlich überhaupt kein Problemista, woran seine Mutter nicht ganz unschuldig ist. Die El Salvadorianische Künstlerin hat den Jungen in und mit einer Fantasiewelt erzogen. Im sicheren Besitz der totalen Liebe seiner Mutter und ausgestattet mit Naivität und Phantasie, lebt Alejandro, weit entfernt davon, ein Unruhestifter zu sein, an dem Ort, wo aus jedem alles werden kann, wenn man nur ganz, ganz fest daran glaubt. Das tut Alejandro, er träumt von einer Zukunft als Spielzeugdesigner. Wäre da nur nicht das blöde Visum, das nun abläuft. Alejandro braucht 6000 Dollar für eine Arbeits- und Aufenthaltsgenehmigung, ohne die er allerdings nicht arbeiten darf. Außerdem braucht er einen Bürgen. Statt sich verzweifelt von einer Brücke zu stürzen, tappt er weiter guter Dinge in New York herum. Dabei gerät er an die Kunstkritikerin Elizabeth, die ebenso verschroben wie technisch unbegabt ist. Sie stellt Alejandro als Gehilfen ein um die Werke ihres Mannes zu verwalten. Ziel ist, eine Ausstellung mit seinen Werken zu organisieren. Kein leichtes Unterfangen bei einem Mann, dessen gesamtes Oeuvre aus gemalten Eiern besteht. Die Bilder gilt es aufzutreiben, in eine Datenbank einzutragen und darüber hinaus nicht das Ziel der Spielzeugentwicklung aus den Augen zu verlieren. Eine ebenso verständnisvolle wie amüsierte Erzählerin begleitet Alejandro und uns Zuschauer durch die Handlung.

Der sympathische Hauptdarsteller Julio Torres ist zugleich Drehbuchautor und Regisseur. In seinem Film hat er das skurrile New York der jungen Leute, der gescheiterten Künstler und der Einwanderer eingefangen. Zur Seite steht ihm Oscar-Preisträgerin Tilda Swinton, der einmal mehr kein Auftritt zu schräg ist. In einem Interview erklärt Torres, er habe das Drehbuch ganz offiziell an ihre Agentur gesendet. Swinton habe weniger auf die angebotene Rolle als darauf geachtet, ob ihr die Zusammenarbeit sympathisch sei. Herausgekommen ist ein ungewöhnlicher, ein lustiger Film, der die Tücken des Lebens nicht so schwer nimmt, sondern an Möglichkeiten glaubt. Das hat Spaß gemacht!

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