Dieses ganze Gesabbel macht einen doch wahnsinnig. Etwas Ruhe kann nur gut tun. Was aber, wenn man zum Schweigen verdammt wäre? Eine Freundin von mir, die mit Menschen mit Behinderungen arbeitet, hat sich engagiert in eine Fortbildung gestürzt, um die Gebärdensprache zu erlernen. Hut ab, das ist definitiv eine Form der Kommunikation, die ich mir nicht zutraue. Es gab da mal einen netten französischen Film über ein Mädchen, dessen gehörlose Eltern kein Verständnis für ihre Gesangskarriere hatten. In diesem Film wurde sehr viel Gebärdensprache verwendet. Genau wie in dem, den ich jetzt zu besprechen gedenke, obwohl ich den peinlichsten Film des Jahres lieber verschwiegen hätte.
KINO-UPDATE. Wo fange ich an? Vielleicht beim männlichen Hauptdarsteller. Stanley Tucci ist ja schon vieles gewesen: US-Botschafter, Herzog von Orleans, Kindermörder, Modeschöpfer. Diesmal beschützt er seine Familie. Das machen normalerweise Liam Neeson oder Mark Wahlberg, aber deren Agenten hatten wohl das sehr dünne Drehbuch gelesen und dringend abgeraten. Er hat aber zugesagt (eine verlorene Wette?) und flüchtet samt Kind und Kegel aus einem einigermaßen sicheren Haus durch einen Wald in ein einsames Blockhaus. Warum? Damit die grundlos mutierten, menschenfressenden Urzeit – Fledermäuse ihnen besser folgen können. Die reagieren auf Geräusche, denn sie haben keine Augen. Dafür vermehren sie sich offenbar blitzartig, aber auch darüber wird nicht gesprochen. Praktisch überhaupt, dass die ganze Familie aufgrund der Hörbehinderung der Tochter in Gebärdensprache kommunizieren kann.
Der Trailer von The Silence hatte eine Mischung aus „Die Vögel“ und „Jurassic Park“ versprochen. Und ein bisschen Zivilisationskritik a la Schätzing „Der Schwarm“. Aber daraus wurde nichts, der Film war nicht spannend, nicht überwältigend und schon gar nicht reflektiert. Einzig der Gartenhäcksler hatte seinen Fargo-Moment, als sich die Viecher begeistert hineinstürzten. Warum die größte Militärmacht gegen die Biester machtlos sein sollte? Diese und viele andere Fragen durfte man sich nicht stellen, auch nicht die, wieso zur Hölle man in diesen Film gegangen ist.
Bevor ich den beschämten Mantel des Schweigens über den Film breite, drei Schlussfolgerungen :
1. Wer lange Zeit in Pennsylvania ohne Kontakt zur Außenwelt lebt, wird zum Ungeheuer.
2. Stanley Tucci braucht einen neuen Agenten.
3. Ich will einen Häcksler – für alle Fälle…
Meine Kinder haben Gebärdensprache schon im Kindergarten gelernt. Erst spielerisch, dann auch einzelne Buchstaben. Ich finde, jeder sollte es lernen. Es sensibilisiert. Liebe Grüße, Barbara
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Das ist eine tolle Sache und sicher sinnvoller, als im Kindergarten mit Chinesisch zu beginnen!
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Es sensibilisiert Kinder schon. Ich fand das auch klasse.
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Ein Häcksler… finde ich gut. Man kann nie wissen. 😉
Liebe Grüße, Werner 🙂
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Eben 🙂
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Den ersterwähnten französischen Film über das singende Mädchen habe ich auch gesehen. War sehr schön. Titel leider vergessen.
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Wirklich schön, das fanden wir auch. Er hieß „Verstehen Sie die Béliers?“
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Genau. Beim Schlusslied hatte ich fast Tränen in den Augen. Ist bei mir eher selten.
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Prima, mit schönen ironischen Spitzen rezensiert! Ich musste ein paarmal schmunzeln.
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Dann hat der Film wenigstens auf diese Weise noch Unterhaltungswert…
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Lässt sich nicht ernsthaft de Film zuschreiben.
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Kaum zu glauben wie viel Zeit und Mühe investiert wird, um immer neue mittelmäßige Filme zu produzieren. Wenigstens hat deine Filmbesprechunf Spaß gemacht. 😊
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Wir waren tatsächlich überrascht, dass Geldgeber für diese Produktion gefunden wurden… Irgendwo stand was von Netflix.
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